Tough Cookies

2014 / Dokumentarfilm / 80 min

 

Boxerdramen vollziehen sich im Spielfilm meist entlang einer normierten Dramaturgie: Ein Talent macht seinen Weg an die Spitze über die Erfahrung der Niederlage. Diese erst lässt den Triumph am Ende so ruhmreich erscheinen. In Ruth Kaaserers Dokumentarfilm Tough Cookies verschieben sich gleich mehrere Koordinaten. Erstens geht es um keine heroisierende Erzählung mehr, an deren Ende jubelnde Gewinner stehen, sondern um den geraden Blick auf ein sportliches Milieu, in dem der Tagesrhythmus nach praktischen Routinen getaktet ist. Zweitens unternimmt die Regisseurin einen Gender-Wechsel: Drei US-amerikanische Frauen stehen hier im Mittelpunkt, die sich in einer Männerdomäne bewähren und in ihren jeweiligen Sparten mit Ausdauer und Disziplin operieren. Die Afroamerikanerin Tiffanie ist Amateurboxerin, die sich mit ihrem Trainer für die Olympischen Spiele qualifizieren will; Jaci hat sich für ein professionelle Laufbahn entschieden und kämpft dabei zu einem gewissen Grad auch gegen private Erfordernisse an; Tree wiederum hat ihre Karriere bereits beendet und arbeitet mittlerweile als Stuntfrau.

Kaaserer nähert sich ihren Protagonistinnen fast ausschließlich auf der Ebene von Arbeitsabläufen an: Sie begleitet die Sparring-Trainings, die Motivationsgespräche mit den Coaches und die Übungseinheiten mit der Stuntfrau; sie steigt mit ihren Boxerinnen aber auch in den Ring, wo abseits der glamourösen Star-Duelle von Las Vegas eine vergleichsweise profane Welt des Boxsports anschaulich wird. Das Foto vor dem Kampf, die richtige Haltung im Schlagabtausch, die kleine, vielsagende Geste danach – all das ist gleichbedeutend. Die Unbeirrbarkeit und Erdgebundenheit, mit der sich Kaaserer den kleinen Erfolgen, aber auch den dazwischen aufflackernden Zweifeln und Nöten ihrer Kämpfernaturen widmet, statten den Film mit Glaubwürdigkeit aus. (Dominik Kamalzadeh)

  • Regie
    Ruth Kaaserer
  • Buch
    Ruth Kaaserer
  • Kamera
    Ruth Kaaserer
  • Schnitt
    Joana Scrinzi
  • Ton
  • Produktion
    Ruth Kaaserer
  • Verleih
    sixpackfilm