Eine Frau tritt anfangs aus dem Dunkel ins Licht, blickt ängstlich, nachtblau getönt, in ein unwägbares Außen. Was folgt, kommt Schlag auf Schlag, motivisch assoziiert: Es gibt Slapstick (dicke Männer, fall guys) und "Pikantes" (Damen in Umkleideräumen), Melodramatisches und Aufwühlendes, Albernes und Destruktives. Film ist. (7-12): eine Bewegungsbilder-Sammlung aus den ersten drei Dekaden des (noch stummen) Mediums: Film ist, nach Gustav Deutsch, unüberschaubar vieles; ein Katalog dessen, was das Kino sein kann, ist daher immer, notgedrungen, offen.
Die Schauspieler/Artisten wagen einen cliffhanger nach dem andern, an den Fassaden der Hochhäuser hängend, auf Leitern in den Himmel steigend. Tausend Möglichkeiten, photogen auszurutschen, lotet das frühe Kino aus, man hat den Eindruck: bis ins letzte. Spätestens 1925 sind alle Tricks und Wege verbraucht, vor der Kamera innovativ abzugleiten und zu fallen; seither beruhigt sich das Kino wieder, variiert seine etablierten Gangarten und Sturzweisen, bewegt sich von der Physis zur Psyche zurück. Wiedergänger, Untote sind in Deutschs gefundenen Bildern aktiv: Das junge Kino reproduziert tonlos, was sich an Leben einst in seinen Blick gewagt hat, gibt als bloßen Lichtreflex, verblichen wieder, was ihm einmal lebendig erschien. Eine unbändige Liebe zum Material des Kinos, zur angreifbaren, angegriffenen Filmmaterie ist Deutschs Kompilation anzusehen. Seine Bilder sind liebevoll getönt, zerkratzt oder vernebelt, gestochen scharf oder abenteuerlich patiniert: Der Reiz, den man am instabilen Rohstoff des Kinos finden mag, ist so vielfältig (und letztlich: so unergründlich) wie die Lust am Filmsehen selbst. (Stefan Grissemann)
Soundtrack von Christian Fennesz, Burkhard Stangl, Martin Siewert und Werner Dafeldecker
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RegieGustav Deutsch
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BuchGustav Deutsch
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SchnittGustav Deutsch
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Produktion
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ProduktionsfirmaJosef Aichholzer Filmproduktion
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Verleihsixpackfilm
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Weltvertriebsixpackfilm