Arbeit ist nicht das Erste, was zur Göttin des Glücks einfällt. Karin Bergers Film beginnt mit knalligen Lettern in Pink. O! Fortuna! Der Untertitel work in progress, legt die Fährte zum Thema Arbeit im autobiographischen Werkstück der Dokumentarfilmerin. Der Titel entstammt Carl Orffs Carmina Burana. Die repetitive Rhythmik der Chor-Musik treibt die Bilder in einer städtischen Altbauwohnung den gesamten Film hindurch an. In zwölf Minuten vergeht der Alltag von mehr als zwanzig Jahren. Wohnzimmer, ein Balkon als Grenze zum Außen, ab und zu Himmel und Blick über Wien.
Die Filmemacherin dokumentiert ihr Leben als Alleinerzieherin mit Kind von der Geburt der Tochter 1991 bis zu deren Auszug aus der gemeinsamen Wohnung in Form von sechs Alltagsminiaturen. Das Verhältnis von Bild und Ton erzeugt eine Spannung, die den kurzen Film in die Koordinaten Zeit, Glück und Arbeit einspannt. Worte gibt es kaum, Berührungen auch nicht. Veränderungen, Gefühle und Ansprüche werden über Gesten, Dinge, Routinen der Körper und Dinge erzählt. Die Strampler, die Windeln, die Socken auf der Wäscheleine, Eier in der Pfanne, der Nachttopf. Das Pathos der Musik karikiert die banalen Handgriffe des Alltags. Das Leben mit einer Pubertierenden versinnbildlicht sich im Knallen der Tür und dem Handy mit der Nachricht, "Was gibt es heute zu essen?" Der Wohnraum verändert sich durch das Ankommen eines Kindes und auch durch dessen Weggehen viele Jahre später. Arbeiter legen Hand an bei der Renovierung des Balkons. Das Glück ist flüchtig, manchmal aber verweilt es, so wie die Kamera auf dem Gesicht des schlafenden Mädchens. O! Fortuna! handelt mit mitreißender Selbstironie von dem verordneten Wunsch danach, die beste Mutter zu sein, eine Mutter, die gut genug ist – obwohl sie ihren Beruf liebt und die Geldtasche nicht voll ist, um alle Wünsche der Tochter zu erfüllen. (Ein Pferd!) Gegen Ende des Films gleiten eine Filmspule und ein Filmstreifen durch die Hände von Karin Berger und verweisen, so wie der Vertov zitierende Schattenriß einer Frau mit Kamera, auf die Praxis des Filmemachens, die auch nach dem Leben mit Kind weitergeht. (Monika Bernold)
-
Regie
-
Kamera
-
Schnitt