Das Wienerlied ist eine Herzensangelegenheit und ein Problem. Erblich erheblich vorbelastet mit Kitsch und Heurigenseligkeit, Chauvinismus und Larmoyanz, hat es in zeitgenössischen Reinkarnationen wieder zu seiner wilden, undisziplinierten Seite gefunden: Dann tönt es unverblümt und offen, komisch und hintersinnig, poetisch und zart, düster und manchmal so traurig-schön, dass es einem das Herz zerreißt.
Auch die in diesem Sinne musizierenden Forscher und Sammler, Melancholiker, Provokateure und Umstürzler, die in Karin Bergers Dokumentarfilm Herzausreisser ausführlich zu Wort kommen, haben zum Wienerlied ein anhaltend ambivalentes Verhältnis. Aber sie haben sich dieses Stück Wiener Populärkultur, von dem keiner endgültig sagen kann, was es nun eigentlich ist, auf ihre je eigene Weise erarbeitet und anverwandelt. „Identitätskrisen" überwunden, Klischees und Vorurteile ausgemustert, Vorbilder und Klänge ausgeforscht, ihre Instrumente gefunden. Auch von diesen individuellen Aneignungsprozessen erzählt der Film.
Die fragende Bewegung von Herzausreisser führt aber zuerst ein Stück weit in die Vergangenheit: Ins Nachkriegswien, in dem das Wienerlied als Teil der Alltagskultur noch präsenter war. Bald brachten Literaten wie H.C. Artmann das Wienerische - oder allgemeiner: Dialekt - in ihren Texten neu zum Klingen, unterstützt von kongenialen Interpreten wie Helmut Qualtinger. Und immer wieder (von Karl Hodina bis Kollegium Kalksburg und darüber hinaus) eröffnete die Begegnung mit, die Sehnsucht nach anderen Musikkulturen neue Zugänge zur Tradition vor Ort: „I tät zwoa gean in Chikago auf d' Wöd kumman sein, i bin owa in Wien auf d' Wöd kumma." (Roland Neuwirth)
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Regie
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Buch
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Kamera
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SchnittNiki Mossböck
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TonBruno Pisek
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Produktion
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Produktionsfirma
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VerleihPolyfilm
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WeltvertriebAutlook Filmsales
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MitwirkendeKarl Hodina & Rudi Koschelu, Ernst Kölz & Maria Frodl, Eva Maria Kaukal, Andreas Wykydal, 1. Wiener Pawlatschen AG: Helmut Emersberger, Tommy Hojsa, Tini Kainrath, Doris Windhager; Roland Neuwirth & Extremschrammeln: Manfred Kammerhofer, Bernie Mallinger, Roland Neuwirth, Doris Windhager, Marko Zivadinovic; Walther Soyka, Walter Malli, Oskar Aichinger, Karl Stirner, Kollegium Kalksburg: Heinz Ditsch, Paul Skrepek, Vincenz Wizlsperger & Joanna Lewis & Heimo Wallner & Oskar Aichinger; Die Strottern: Klemens Lendl, David Müller; Stimmgewitter Augustin: Helmut Dobscha, Heidi Groß, Roman Hufnagl, Hans Kratky, Mario Lang, Günter Mikovich, Martin Österreicher, Riki Parzer, Ossi Walch, Ernst Watzinger