Im Naturhistorischen Museum in Wien wird mit akribischer Energie gesammelt, geforscht, archiviert und reflektiert – mehr als 30 Millionen Objekte sind hier über die Jahrhunderte zusammengetragen worden, um sie immer wieder aufs Neue zu befragen. ARCHIV DER ZUKUNFT bietet einen Blick hinter die Kulissen des traditionsreichen Museums, abseits der bekannten Schaukästen, und zeigt einen Mikrokosmos institutioneller Forschung, der sich den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen stellt. Eine filmische Hommage an die Bedeutung der Wissenschaft und ein erkenntnisreiches Nachdenken über das Leben auf der Erde – und darüber hinaus.
Wie in einem Rundgang erschließt ARCHIV DER ZUKUNFT die Institution, vor allem jene Orte, die bei einem regulären Museumsbesuch unsichtbar bleiben: Hier wird ein kürzlich verstorbener Löwe zur Präparation eingeliefert oder die Haltung eines Dinosauriers dem aktuellen Forschungsstand angepasst; dort wird die Venus von Willendorf digitalisiert oder ein prähistorisches Grab inklusive Feuerbestattung nachgestellt. Dazwischen: Pinzetten, Sägen, Scanner, DNA-Proben.
Neugierig, forschend, geduldig: Raum für Raum, Handgriff für Handgriff fängt die Kamera das Geschehen ein und legt Schicht für Schicht die Aufgaben, Verantwortungen und Möglichkeiten eines Museums frei. Mit dem Blick des aufmerksamen Beobachters entwirft Regisseur und Kameramann Joerg Burger das Museum als einen Ort, an dem das physische Handwerk am Objekt immer auch mit Fragen nach Wissenskonstruktionen und deren inhärenten Machtbeziehungen einhergeht. Die Spezies Mensch – als vermeintlich Betrachtende und Wissende – wird in ihrer Beziehung zu Tier, Natur und Historie schließlich selbst beobachtet.
ARCHIV DER ZUKUNFT legt aber nicht nur frische Perspektiven nahe, sondern auch die außergewöhnliche Ästhetik des Wiener Naturhistorischen Museums frei: Drapierte Skelette, sandige Fossilien, Insekten in atemberaubend farbenfrohen Kompositionen, eine präparierte Giraffe, die durch Prunksäle rollt und ein hochauflösender 3D-Scan der Venus von Willendorf, die sich wie ein Avatar am Computerbildschirm dreht. Hier überlagern sich Schönheit und Skurrilität, Kultur- und Naturgeschichte, Forschung und Handwerk, Leben und Tod.
ARCHIV DER ZUKUNFT scheut bei seinen Beobachtungen auch nicht vor Teilen der Sammlung zurück, die Zeugen gewaltvoller Aneignungsprozesse sind. So blickt der Film auf jene Gegenstände und Geschichten, die dazu veranlassen, kritisch auf Sammlungspolitiken und Wissenschaftsgeschichte des Museums zu blicken. Das Gedächtnis des Museums wird befragt: Unter welchen Umständen gelangten die Sammlungsgegenstände aus den europäischen Kolonien nach Wien? Welche Position nahmen wissenschaftliche Institutionen wie das Naturhistorische Museum zur Zeit des Nationalsozialismus ein?
ARCHIV DER ZUKUNFT zeigt das Museum als eine Welt, die sich in ständiger Veränderung befindet: Die spektakulären Archivarien aus tausenden Jahren Natur- und Menschheitsgeschichte werden durch Grundlagenforschung und den lebendigen Apparat des Museums immer wieder neu in der Gegenwart befragt, um in der Zukunft Geschichten zu erzählen.
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Regie
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Buch
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Kamera
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Schnitt
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Produzent