Retrospektive: Angela Summereder

Eintrag vom 13. Oktober 2025

 

Gerade einmal 23 Jahre ist Angela Summereder, als sie 1981 mit ihrem Debüt ZECHMEISTER den österreichischen Film aufrüttelt. Indem sie die Grenzen zwischen Dokumentation, Essay und Fiktion sprengt, verweigert sie sich konventionellen Erzählmustern. Das Programm findet in Kooperation mit der Viennale'25 statt, bei der auch Summereders neuer Film B WIE BARTLEBY Premiere feiert.

Von 6. Oktober bis 2. November: Carte Blanche und Retrospektive Angela Summereder im Metro Kinokulturhaus

Für jeden Film eine adäquate Sprache finden

Mit etwa 12 Jahren ist die in einem sehr verschlossenen Umfeld aufgewachsene Angela Summereder zum ersten Mal im Kino. Auf der Leinwand findet sie eine fremde Welt vor, in der Menschen über Gefühle sprechen und sie ausleben. Von da an ist ihr klar, dass sie selbst auch einmal Filmemacherin werden will. Vom Gedanken bis zur Umsetzung ist es jedoch ein weiter Weg. Im ländlichen Oberösterreich gibt es in den frühen 1970er-Jahren kaum Möglichkeiten, sich ernsthaft mit Film zu befassen – abgesehen von wenigen heimlichen Ausflügen per Autostopp in die nächstgelegenen größeren Städte. Als sie bei einem dieser Trips Werner Herzogs HERZ AUS GLAS sieht, manifestiert sich der Wunsch erst recht. Dennoch beginnt sie 1977 zuerst, in Salzburg Publizistik zu studieren, wo sie von der Existenz der Filmakademie erfährt, sich bewirbt und aufgenommen wird. Ihre Zeit in der Metternichgasse 12 währt aber gerade mal ein halbes Jahr. Ihre Ausbildung findet ohnedies mehr im Kino selbst statt. Im Österreichischen Filmmuseum lernt sie außerdem den Straub-Huillet-Darsteller Benedikt Zulauf kennen – Umstände, die sich in ihrem jüngsten Film B WIE BARTLEBY abbilden werden. Nach ihrer Relegation von der Akademie setzt sie sich mit einer »Mischung aus Verzweiflung und Größenwahn« ans Schreiben ihres Drehbuchs zu ZECHMEISTER. Für diese Produktion orientiert sie sich in Richtung Berlin, wo sie auf ein neues, feministisches Umfeld trifft, das sie bei der Realisierung ihres Erstlings tatkräftig unterstützt. Dieser läuft erst auf der Berlinale und im November 1981 als Eröffnungsfilm im Stadtkino am Schwarzenbergplatz. Kurz darauf ist Summereder schwanger und sieht unter damaligen Umständen Filmemachen und Mutterschaft als unvereinbar. Es dauert 25 Jahre, bis sie 2006 wieder einen Langfilm realisiert: Ein erstes Zurückfinden ins Medium, mit wenig Geld gedreht über die Straße (und Menschen) zwischen Ort und Ried im Innkreis – jener Straße, der sie einen ganzen Werkzyklus widmen wird, der sich von ZECHMEISTER über JOBCENTER bis AUS DEM NICHTS erstreckt, jenes wagemutige Hybrid aus Spiel-, Dokumentar- und Essayfilm, das sie aus dem heimatlichen Innviertel bis nach Indien führt. Nun feiert ihr neuer Film B WIE BARTLEBY seine Premiere auf der Viennale und wird ab Jänner im METRO Kinokulturhaus zu sehen sein: »Im Grunde genommen ging es mir immer um Themen, die Außenseiterpositionen in den Mittelpunkt rücken und dabei nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Und darum, für jeden Film eine adäquate Sprache zu finden.« (Florian Widegger)